Schmatzberger, Herbert  Das aufsteigende Zeichen, 253 Seiten; März Verlag, 1. Auflage, 1983

 

Der Autor hat den Anspruch jedes einzelne der 360 Grade des Tierkreises eine Deutung zukommen zu lassen. Dafür hat er alte Schriften herangezogen und eine Bilderreihe mit nebenstehendem Gedicht, sowie ein kleiner dazugehöriger Text des Autors über den Charakter des Menschen sind herausgekommen. Schöne Aussagen im Vorwort, wie „Astrologie ist primär keine Voraussage der Zukunft, sondern ein Weg zur Selbsterkenntnis“ oder „was dem Menschen als Schicksal gegenübertritt, ist nichts anderes als die Auseinandersetzung mit seinem eigenen Wesen“, leiten das eigentliche Buch ein. Hilfreich ist auch, dass er die Quelle für seine Holzschnitte, Gedichte und die Inhalte der einzelnen kleinen Texte angibt.

Leider setzt der Autor sich nicht kritisch damit auseinander, ob diese alten Texte heute noch zeitgemäß sind oder tatsächlich die Tierkreisgrade diese Inhalte aufweisen. Immer wieder habe ich dieses gut gemeinte Buch bei meinen Deutungen herangezogen, leider aber auch oft feststellen müssen, dass der Text wenig nachweislichen Bezug zur Realität hat, oft zu radikale Aussagen enthält, die häufig (natürlich gibt es auch „Treffer“) mit den anderen Aussagen der Radix unvereinbar sind.

Der Autor erhebt  zwar ausdrücklich keinen Absolutheitsanspruch, das aber sollte doch das Ziel einer wissenschaftlich ausgerichteten Astrologie tun. Die Deutungshilfe sollte immer funktionieren, sollte immer passen oder zumindest eine sinnvolle Ergänzung bei der Deutung der Radix darstellen und das Verständnis anregen.

Ein weiterführendes Buch über die Wirkgrade der Radix wird sich vielleicht auch mit der Frage der Gewichtung der unterschiedlichen Grade für die Radix auseinandersetzen müssen. Wie z. B., dass ein so kardinaler Punkt wie 0-1 ° Widder stärkeren Einfluss auf die Deutung hat, als meinetwegen 3° Widder.

Insgesamt fand ich dieses Buch weniger hilfreich als andere Bücher, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen. So sind „die Grade des Zodiaks“ von Charubel teilweise anregender und was ihre Bildsprache betrifft treffender. Auch „Matheseos libri VIII“ von Julius  Firmicus Maternus halte ich für lesenswert. Außerdem gibt es natürlich moderne Astrologen wie Wolfgang Döbereiner, die einzelnen Graden Planetenkombinationen zuordnen, die erfahrungsgemäß hervorragend treffsicher beschreiben, jedoch werden von ihm keine Quellen benannt und auch keine Hilfen gegeben bei der eigenen Beforschung dieses Themas. Auch sind die Hinweise für diese Punkte über viele diverse Bücher verteilt und betreffen nur einige Grade des Tierkreises.

Idealerweise harrt ein wirklich profundes Buch über die unterschiedlichen Charaktere der Grade des Tierkreises noch auf seine Veröffentlichung. Vorab müssen wir uns damit begnügen, das Thema zu erforschen und mit mehreren Büchern zu arbeiten.

 

(BB, Juli 2009)