Sindbad-Weiß (Friedrich Schickert und Dr. Adolf Weiß)  Die astrologische Synthese, eine Kombinationslehre, II. Auflage. Otto Wilh. Barth-Verlag, München Planegg. 424 Seiten, kartoniert 6,50 RM., in Leinen 8.- RM

 

Diese zweite, „völlig durchgesehene, vermehrte, verbesserte und umgestaltete Ausgabe“ ist von Dr. Adolf Weiß allein besorgt und am 1. Juli 1935 abgeschlossen worden. Das Vorwort zur zweiten Auflage beginnt mit den Worten, die auch heute noch den Astrologen erschüttern: „Am 15. Oktober 1930 verschied, was an meinem väterlichen Freunde, Lehrer und Mitautor SINDBAD sterblich war“. Fünf Jahre vorher erschien die erste Auflage der Synthese, ebenso viele Jahre später erscheint nunmehr die zweite.

Die Herausgabe der Synthese im Jahre 1925 war ein astrologisches Ereignis. Eine Arbeit des Besprechers, die lange vor dem Druck entstanden war (Zenit 1935, S. 143), konnte aus Überzeugung mit den Worten beginnen: „Die Synthese von Sindbad-Weiß ist die Bibel des Astrologen“. Mit diesem Satz war die Synthese als ein Werk, das außerhalb der Konkurrenz steht, am bezeichnendsten charakterisiert. Einzelheiten zu ihrem Lob hervorheben, wäre, wie der Import von Eulen in Athen, ein überflüssiges Bemühen gewesen.

Wenn kritische Gemüter fürchten, die zweite Ausgabe habe an Wert verloren, weil sie nicht mehr auf 4 Augen steht, so können sie beruhigt sein. Die zweite Ausgabe ist durchaus das Standardwerk der Astrologie geblieben. Der Geist des verstorbenen Mitautors, der das Ursprungswerk erfüllt, weht auch aus jeder Seite der neuen Ausgabe. Wir danken dem Verfasser, dass er in dem neuen Gewande das bewunderte und vertraute Urbild uns erhalten hat. Darüber hinaus dürfen wir anerkennen und hervorheben, dass das neue Kleid die Erscheinung verschönt und bereichert hat. Schon äußerlich ist zu erwähnen, dass die Seitenzahl von 285 auf 424, d. i. das Anderthalbfache, gestiegen ist, dies bei einer kleineren Drucktype als der in der ersten Auflage. Mit dieser Vermehrung geht eine Verbesserung Hand in Hand. Die aus dem „Zenit“ zitierte Stelle fährt mit der Bemerkung fort, die Synthese sei, namentlich für Anfänger, schwer zu lesen. Nun, sie war aus dem Strom des Lebens geschöpft. Und wer das Wesen des Meisters kannte, der wusste, dass es ihm schon recht war, wenn Unberufene es nicht leicht fanden, in den Tempel unserer Wissenschaft einzudringen, und dass es ihn wenig kümmerte, wenn seine Bibel schwer zu lesen war. Der Verfasser hat sich auch dem Anfänger freundlich geneigt. Eine mustergültige Methode beherrscht das neue Lehrbuch, die Horoskop-Beispiele, bei deren Aufstellung der Bekannte Astrologe Schnabel mitgewirkt hat, sind vorzüglich ausgewählt und lobenswert besprochen. Hier finden wir keine pythischen Orakelsprüche, hier wird klare und eindeutige Auskunft und Antwort gegeben. Sogar vor Prognosen (vgl. z. B. Horoskope 5 und 17) scheut der Verfasser nicht zurück und erlaubt mir, einen Teil der Kritik – beruhigt – der Zukunft zu überlassen. Diese präzise Art des Verfassers ist mir eine besondere Freude. Nichts schadet der Astrologie so sehr wie undeutliche ausweichende Auskunft. Der Verfasser beweist, dass Astrologie eine Wissenschaft ist und eine Kunst.

So überragende Leistung weckt den Wunsch, dem Werke mittatend und nicht nur mitratend oder mitredend den Weg zum Erfolge zu bereiten, den es ganz verdient. In diesem Sinne bringe ich zunächst einige Druckfehler-Berichtigungen, ohne die das Verständnis erschwert sein könnte. Dahinter folgt eine Zusammenstellung der Seiten, auf denen die Studienhoroskope besprochen sind. Einmal offenbart diese Übersicht, mit welch intensivem Interesse der Verfasser an der Synthese gearbeitet hat. Sodann aber wird m. E. damit ein Wunsch jedes jungen Gelehrten erfüllt. Wer die Synthese mit Sorgfalt studiert hat, den darf das Bewusstsein wohl erfüllen, die Wissenschaft in gutem Grade zu beherrschen. Aber das ist dann immer erst theoretisch der Fall. Die Praxis verfährt umgekehrt. Sie veranschaulicht nicht die Regel an einem Beispiel, sondern sie sucht zu dem Beispiel die Regel, nicht nur die, sondern alle Regeln. Dieses Suchen und Finden, der Anfang der praktischen Anwendung, fällt dem Neuling besonders schwer. In diesem Punkt möge die Aufstellung ihm behilflich sein.

Nur eine technische Verbesserung bleibt zu wünschen übrig, dadurch erreichbar, dass die Studien-Horoskope nicht fest eingebunden, sondern lose beigegeben werden. Nachdem wir zu der Möglichkeit gekommen sind, die zweite Auflage der Synthese zu besitzen, darf es unsere beste Aufgabe sein, sie inhaltlich zu erwerben und mit dem so gewonnenen Rüstzeug der Astrologie den ihr gebührenden Platz in der Reihe der Wissenschaften zu erkämpfen. Das wird der freundlichste Dank sein, den wir dem Verfasser für seine große Mühe und dem Verlag für die Herausgabe abstatten können.

 

(Reg.-Rat Dernen, aus der Astrologiezeitschrift "Zenit" 1935)