Gustaf Gründgens

Es handelt sich um die Horoskopdeutung durch eine Kursteilnehmerin des Schausspielers Gustaf Gründgens, welches Hausaufgabe im Astrologiekurs in Berlin war. Kommentare von mir in grün.

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AC (auf Venus-Saturn) Steinbock mit Saturn in 11 beherrscht von Jupiter in 10:

Die Person hat einen starken Ordnungssinn und einen dominanten, bestimmenden Charakter. Der Wirkpunkt spricht für eine gut in die Gesellschaft integrierte Persönlichkeit, jemand, der ganz gut ankommt. Vielleicht auch für eine männliche Schönheit.

Die Venus aus vier und acht in eins, spricht für eine gesetzte Persönlichkeit, jemand der gut geerdet ist, einen zuverlässigen und standhaften Charakter hat. Dieser Person kann man vertrauen, Regeln werden eingehalten.

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Hier möchte ich eine grammatikalische Spitzfindigkeit einwerfen: die Venus kommt aus 3,4, und 8. Also dies erscheint an ihm. Er selbst ist aber mehr das, wo der Herrscher des 1. Hauses steht, in 11. Also ist er ein wandelbarer Luftikus, an dem vielleicht etwas Festes aufscheint, der es aber nicht ist, sondern wandelt, schöpferisch umsetzt.

Alle verbindlichen Werte und Vorstellungen, denen sich der Horoskopeigner verpflichtet fühlt, werden in seiner Erscheinung sichtbar. Auch die seelische Identität, die eng verknüpft mit Solidität und harmonischer Integration in die Gesellschaft ist, kommt unmittelbar zum Tragen. Die Venus am AC kommt auch noch aus drei und zeigt, dass er ein Darsteller ist. Das Darstellerische muss dabei schön sein, voller Kunstverständnis und Ästhetik. Ein Hang zur Gefallsucht schwingt wohl hierbei mit.

Leute, die etwas Darstellendes verkörpern, ein Image oder einfach etwas Demonstratives haben, wie Harald Schmidt oder Gründgens´ Kollegen Robert Mongomer, Jonn Weissmüller, Gustav Knuth…. haben Herrscher von 3 in 1. Bei Gustaf Gründgens heißt dieser Planet Venus. Es ist schön, galant, offen, künstlerisch. Und das geht als Saturn nach 11, ins Schöpferische, als Maßstäbliches. Er setzt Maßstäbe im Wandelbaren. Saturn in dieser Position wirkt paradox, etwa wie das Wort „klassische Moderne“, aber genau darum geht es. Von seinem Esprit lasse ich hier mal ein Zitat von dem damals 18jährigen Klaus Mann über ihn folgen:

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„Er glitzerte und sprühte vor Talent, der charmante, einfallsreiche, hinreißende, gefallsüchtige Gustaf! Ganz Hamburg stand unter seinem Zauber. Welche Verwandlungsfähigkeit! Welche Virtuosität der Dialogführung, der Mimik, der Gebärde!(…) Gustaf war brillant, witzig, blasiert, mondän. (…) Gustaf war düster und dämonisch, Gustaf war müde und dekadent. Gustaf war von überströmender Lebendigkeit; er war abwechselnd jugendlicher Liebhaber, „père noble“, Intrigant und Bonvivant; er war alles und nichts. Er war der Komödiant par excellance. (…) Die erste Begegnung mit Gustaf bleibt mir unvergesslich. Mit dem Elan eines neurotischen Hermes drang er in unser Hotelzimmer ein. So leichtfüßig war sein Gang, dass man nicht umhinkonnte, seine etwas abgetragenen, aber doch irgendwie sehr schicken Sandalen mit misstrauischem Blick zu streifen. Gab es dort keine Flügel?“

(Klaus Mann, der Wendepunkt, S. 163 f., Reinbek, 1984)

Mit Saturn in 11 und seinem Herrscher Jupiter in 10 kommt eine gewisse Differenziertheit dazu. Dieser Mann ist gleichzeitig kühl und auf allgemeine Belange bedacht. Es geht ihm um überpersönliche Angelegenheiten.

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Eine Konsolidierung von schöpferischen Kräften, die öffentlich werden. Die Art wie dies geschieht ist jupiterhaft, d. h. die Öffentlichkeit, sein Publikum erfährt dadurch eine Erweiterung, fühlt sich erhaben. So nah am MC gibt der Jupiter der Person etwas Weltmännisches, Erfolgreiches und vielleicht auch Glanz.

Auch der im ersten Haus eingeschlossene Wassermann mit dem Mitherrscher Uranus in zehn steht für schöpferische Kräfte, die verbindlich werden, er steht auch für einen wachen Rundumblick, geistige Beweglichkeit und der Fähigkeit tatsächlich öffentlich etwas zu erneuern und dadurch verbindlich zu werden..

Der Saturn ist doch immer irgendwie etabliert, und auch die Venus ist weich. Das macht es uns so schwer, bis heute, zu beurteilen, wie das Verhältnis zwischen Opportunismus und wahrem Künstlertum bei ihm nun wirklich verteilt war. Gerade mittels der Astrologie können wir diese Frage eher noch unterstreichen, als ihr ein vorschnelles Urteil zukommen zu lassen.

Saturn in Opposition zu Neptun:

Neptun aus zwei in fünf. Die Gemeinschaft mit anderen, die Zugehörigkeit ist hier ein Faktor, der auf den kreativen Lebensausdruck auflösend wirkt. Das könnte auch mit einem Fremdheitsgefühl gegenüber der eigenen Gemeinschaft übersetzt werden. Dann entspringt der Zugehörigkeit eine das Leben verfremdende, abbauende Lebensart.

Diese Drosselung an Kreativität wirkt negativ auf den Saturn in 11, der für eine Manifestierung bzw. Konkretisierung von Schöpferischem und Neuem steht. Während Saturn formgebend wirkt, wirkt Neptun auflösend. Hier wird Saturn stärker wirken, da er höher steht. Diese Spannung könnte als Sabotage oder Erschöpfung und damit Undurchführbarkeit von Plänen zum Tragen kommen.

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Ich würde sagen, dass diese Opposition seine Werte anzeigt, welche das Künstlerische tatsächlich über das Gesellschaftliche oder irgendwelche Zugehörigkeiten stellen. „machen Sie mit Ihrem Privatleben, was Sie wollen, aber bringen Sie mir nicht den Alltag auf die Bühne“ hat er gesagt (Briefe S.254) Als Saturn-Neptun-Eigner aus Haus 2 ist er allerdings gerne der Sündenbock von Herdenanliegen. So musste er sich zunächst vor Josef Goebbels und Adolf Hitler verantworten, die ihm das Leben schwer machten, dann die arroganten Manns, die andere von Ferne gerne als Mitläufer titulierten, und nach dem Krieg die Alliierten, denen er zu beweisen hatte, dass er kein Nazi war. Er gehörte also eigentlich zu keiner Gruppierung dazu und hatte davon einige Nachteile. Das zeigt die Opposition von Saturn zu Neptun aus 2 und auch der Mars in 12.

Saturn im Spiegelpunkt zu Mars:

Die Kräfte stoßen auf Widerstand, Gewalt und ein starker Hang sich durchsetzen zu wollen mit aller Macht spielen eine große Rolle. Mars kommt aus zwei, steht in 12 und wird beherrscht von diesem Saturn. Die eigene Zugehörigkeit ist hier aktiv verdrängt, man möchte nicht an die eigene Zugehörigkeit erinnert oder damit verbunden werden, weil man sie (mindestens zum Teil) ablehnt. Eine Art Vertuschungskomponente schwingt hier mit. Saturn wird mit seiner stark formgebenden und disziplinierten Art immer die Oberhand behalten und verdrängte hochkommende Impulse mit Macht wieder unterbinden. Als äußeres Bild könnten dies natürlich auch Menschen sein, die von der Gesellschaft nicht geachtet und von diesem Mann bekämpft werden. Dieses Dagegenhalten holt den Mars allerdings auch aus dem 12. Haus heraus.

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Man könnte wohl sagen, dass in ihm die Rebellion dräut, doch wegen des stärkeren Saturn nie zum Zuge kommt, immerhin sich aber schwierige Aufgaben suchen lässt und so seinen Anspruch und auch die Spannung, die er z.B. als Mephisto wiedergibt in einem erheblichen Maß erhöht.

Interessant wäre, mehr über sein Verhältnis zum Vater zu erfahren. In der Biographie von Thomas Blubacher und anderen habe ich darüber kaum etwas mehr gefunden, als dass es distanziert war.

Wie geschieht dies?

Sonne in Konjunktion mit Saturn:

Diese Person ist zu einem besonderen Einsatz für ihre Sache bereit. Er geht bis an die Grenze seiner eigenen Kraft, ist bereit dafür Einschränkungen in Kauf zu nehmen und sich ganz der Sache zu widmen. Sonne steht gerade schon so in Steinbock und unterstreicht damit die Freude an dieser schweren Aufgabe.

Sonne in elf aus sieben beherrscht von Jupiter in 10:

Der Lebensausdruck fließt ins Überpersönliche, das Schöpferische an sich ist der Bereich, wo er sich ausleben kann. Begegnungen, die er (Mond in sieben) auf eine tief einfühlsame Art erlebt, werden als schöpferischer Impuls verarbeitet und können so auch zum öffentlichen Erfolg (Jupiter) beitragen. Umgekehrt könnte man auch sagen, der öffentliche Erfolg dieser Person liegt darin begründet, dass sein Zugang zum Schöpferischen direkt aus dem tief empfundenen Erleben innerhalb von Begegnung kommt. Das Empfinden von Menschen wird in Begegnungen auf etwas Ursprüngliches zurückgeführt, was dann Gestalt und Ausdruck annimmt.

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Jupiter beherrscht von Pluto in fünf:

Pluto steht hier genau auf Spitze fünf sehr stark. All das was hier in 12, über 11 und 10 beherrscht wird, wird über ihn in einen aktiven, kreativen Lebensausdruck getragen. Pluto hat einen stark zwingenden Charakter, fast wie eine Unterwerfungsgeste. Als könne mit Zwang und ungeheurer Macht das Leben in ein Modell gegossen werden. Ein vorgestelltes Leben? Lebt er in Vorstellungswelten statt in der Realität? Mit Jupiter im Gepäck hat das Ganze etwas Künstliches bzw. Künstlerisches. Das, was schöpferisch gefügt wurde, kommt über Pluto zum Ausdruck. Hier ist auf jeden Fall ein Künstler am Werk.

Bedeutungsherrscher ist Merkur in 11 in Rezeption mit Pluto:

Artikulierte Verbindlichkeiten. Ideen werden dadurch öffentlich, dass sie mit der Presse bekannt gemacht werden. In Konjunktion mit Uranus aus eins in zehn. Die Person steht für unkonventionelle Ideen, für klaren Geist und hohen Verstand. Jemand der in der Öffentlichkeit für Furore sorgt. Diese ungehemmten, geistigen Impulse fließen als Vorstellungen in den Lebensausdruck. Der mächtige Einfluss auf den lebendigen Ausdruck wird durch diese umwälzenden Ideen angetrieben und umgekehrt. Ein hypnotisch wirkender Ausdruck, der im Darstellerischen ein Publikum erreicht und ihn berühmt macht.

Geht man aphroditisch an das Horoskop heran, wäre der Start bei der Venus in eins aus drei, vier und acht:

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Eine Person, die sich mit sich selbst und ihrem Erscheinen in der Welt hoch identifiziert. Sie ist integriert, angenehm, angesehen, wahrscheinlich sogar gutaussehend. Ein typischer Vertreter der Gesellschaft, wie man sich das so vorstellt. (Die Venus mag gefällig sein, doch er als Person ist nun alles andere als ein Herdentier, als Doppelsteinbock mit Sonne in 12...)  Mit AC Steinbock und Saturn in 11, ist es jemand mit Format, der sich für öffentliche Belange einsetzt, möchte, dass Ordnung in den Strom des Schöpferischen/der Veränderungen im Öffentlichen einkehrt.

Der nächste Schritt wäre zu schauen, was und wie das aus dem 12. heraus kommt:

Spitze 12 ist mit dem AC identisch. Es geht also wiederum um eine Formierung im Allgemeinen, im noch unverbindlichen Bereich des Öffentlichen. Etwas, das in Bewegung ist soll angehalten werden, Form bekommen und in eine Ordnung gebracht werden. Dabei soll ein Mars aus zwei herausgeholt werden aus dem noch Unbewussten. Dieser ach so gesellschaftskonforme Ordner und Hüter des gesellschaftlich etablierten hat also eine Leiche im Keller in Form von Sicherheiten, Geld, Zugehörigkeit, die versteckt und geheim gehalten werden. Dieses nicht dazugehören, kein Geld, keine Sicherheiten haben oder sich betrügerisch für jemand anders ausgeben, schwingt bei all diesem, sich für politische und öffentliche Interessen einzutreten mit. Vielleicht gehört er nicht dazu, gibt vor, dazu zu gehören und arbeitet dafür die Geächteten zu rehabilitieren? Wahrscheinlich eher nicht, denn der Saturn steht im Spiegelpunkt zu Mars und Sonne ebenfalls. Dies lässt eher die Schlussfolgerung zu, dass ein Teil der Geschichte der Person geheim gehalten wird, weil sie ihm schaden könnte und er selbst gegen sie ankämpft. Da jedoch der Mars gerade durch diesen Einsatz im öffentlichen Bereich über den Saturn herausgeholt wird, wird dieser Teil der Persönlichkeit auf jeden Fall auch öffentlich, auch wenn es der Person nicht gefällt. 

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Da hier schon im nächsten Zug in Haus 11 die Sonne greift, haben wir einen Menschen, der sich einerseits persönlich auf nichts einlässt, sich emotional nicht verstrickt, andererseits mit Sonne aus sieben auch ein starkes Empfinden für sein Gegenüber hat, sich auf die Empfindungen an sich in seinem Ausdruck zurückgreift.

An dieser Stelle möchte ich noch einen Filmausschnitt zeigen. Es ist eine Aufzeichnung aus Goethes Faust, wo Gründgens einen sprühenden Mephisto am

 

Hamburger Schauspielhaus abzugeben versucht. Die Aufnahme ist aus späterer Zeit, wo man immerhin noch erahnen kann, mit welcher Brillanz und Lebendigkeit er in jungen Jahren, als die Grimassen noch echt waren und er noch vor Lebendigkeit und Beweglichkeit strotzte, er etwas wirklich Großartiges auf die Bühne brachte.