Schmitz, Oskar A. H.  Der Geist der Astrologie,  350 Seiten. Geb. 5,40 RM, Uranus-Verlag, Max Duphorn, Hamburg.

 

Der Verfasser starb am 18. Dezember 1931. Nunmehr hat eine fremde Hand das wertvolle Buch, wie es im Vorwort zur 4. Auflage heißt, angeblich „fast ohne große textliche Änderungen“ zur Neuauflage vorbereitet. Der Name des Neubearbeiters wird schamhaft verschwiegen.

Die Neubearbeitung zeigt insbesondere in Kapitel III: „Die Erforschung der Zukunft (Progressive Astrologie)“ ganz entgegengesetzte Darstellungen, als sie der Verfasser in seiner ersten Auflage schrieb. SCHMITZ tritt für die Primärdirektionen ein, der Neubearbeiter lehnt sie ab und hält die Sekundärdirektionen für das allein Seligmachende.

Ganze Seiten sind gestrichen und neue Abschnitte hinzugefügt.

SCHMITZ schreibt in der ersten Auflage: „Das Feststellen künftiger Ereignisse und ihrer Termine verlangt weitere Berechnungen. Dieses Gebiet heißt progressive Astrologie und ist das Unsicherste unserer Wissenschaft. Ich begnüge mich hier, nur zu sagen, worauf es ankommt.“

Der Neubearbeiter unterschlägt die Worte: „…und ist das Unsicherste“. Nun fügt er etwa 2 Seiten Text hinzu, in denen er behauptet, „dass die Methode der Berechnung der Sekundärdirektionen auf Grund von Angaben in der Bibel wieder gefunden wurde, (Hesekiel 4,5 und 4,6)“.

Diese Feststellung aus der Bibel hat Johannes LANG in seinem Buch „Das Lehrbuch der Astrologie“, Band II S. 19 getroffen. Der Neubearbeiter behauptet, dass die Sekundärdirektionen „ständig mit bestem Erfolg für die Vorhersage herangezogen werden“. Auf dem Gebiet der Primärdirektionen herrsche eine große Unsicherheit. Mit Hilfe der Sekundärdirektionen erziele man eindeutige Ergebnisse, „während bei den Primärdirektionen die Ergebnisse stets unbefriedigend waren“.

SCHMITZ hat dagegen in der ersten Auflage seines Buches gerade das Gegenteil behauptet. S. 74 schreibt er: „Das alte, klassische, von Ptolemäus überlieferte System der Primärdirektionen, das relativ Zuverlässigste, beruht auf der Umdrehung der Erde“. Er schildert dann weiter, dass Kepler die Sekundärdirektionen von den Arabern übernommen habe und dass dieses System in England mit Vorliebe angewandt werde. „Es verlangt weniger Genauigkeit und ist viel einfacher. Sehr zuverlässig habe ich es nicht gefunden. SCHMITZ erklärt, dass er „niemals auch den ungünstigen Sekundärdirektionen ein Ereignis mit ganz eindeutiger Beziehung“ habe entsprechen gesehen. Dagegen gaben meine zodiakalen Primärdirektionen die Hauptereignisse meines Lebens im Wesentlichen treffend an.“

Der ungenannte Bearbeiter der 4. Auflage weist dann auf den II. Band des Lehrbuches der Astrologie des zeitgenössischen Astrologen Johannes LANG hin. Im Vorwort zu diesem Band II behauptet LANG (S. 11): „Die von Ptolomaeus (kein Druckfehler, Lang wusste es damals nicht besser) überlieferte Methode der so genannten Primärdirektionen ist tatsächlich unhaltbar und liefert keine befriedigenden Resultate.“ Johannes LANG vermag das zweifellos zu beurteilen!

SCHMITZ schreibt dann weiter, dass nach Ptolemaeus einem Grad Erdumdrehung ein Lebensjahr entspreche. Der Neubearbeiter, wie der zitierte Johannes LANG ein Anhänger nur der Sekundärdirektionen, macht daraus: „Einem Tag nach der Geburt soll ein Lebensjahr entsprechen.“

In der 4. Auflage heißt es dann (S. 66): „Allgemein anerkannt sind die Sekundärdirektionen.“ SCHMITZ schreibt in seiner ersten Auflage: „Viel harmloser und allgemein beliebter sind die Sekundärdirektionen.“ Den Satz aus der ersten Auflage: „Diese Sekundärdirektionen wirken noch weniger zuverlässig als die schon nicht ganz sicheren Primärdirektionen unterschlägt der Neubearbeiter ganz einfach.

SCHMITZ behauptet, dass für den Tag der Auslösung ein Spielraum „von Tagen, ja sogar einigen Wochen“, gelassen sei. Diese Zeitangabe fehlt in der 4. Auflage ebenfalls. Desgleichen wird in der 4. Auflage ein Satz umgeändert, der folgendermaßen beginnt: „Nur wenn Direktionen mehrere dieser Methoden gleichzeitig auf dasselbe Ereignis hinweisen und darunter eine Primärdirektion ist, kann man mit Sicherheit darauf rechnen, dass etwas von einem bestimmten Charakter geschieht, falls schon das Radix-Horoskop darauf hinweist.“ Der Neubearbeiter, dem der Hinweis auf die Wichtigkeit der Primärdirektionen nicht in den Kram passt, schreibt: „Bei den Direktionen (er spricht nur von Sekundärdirektionen) kann man nur dann mit Sicherheit darauf rechnen, dass…“. Dem Neubearbeiter gefällt auch die Bezeichnung „Häuser“ nicht, er bemüht sich krampfhaft, an dessen Stelle das Wort „Felder“ zu setzen. Das ist ihm allerdings bei der anscheinend ungewohnten Arbeit nicht überall gelungen. Aus der ganzen Neubearbeitung geht hervor, dass die von SCHMITZ erkannte und dargestellte Wichtigkeit der Primärdirektionen gestrichen und dafür die Sekundärdirektionen als allein seligmachend gelten sollen. So wird ein wertvolles Buch durch einen Epigonen verhunzt!

Unrichtigerweise wird im Nachwort behauptet, die Astrologie sei in den letzten 500 Jahren auf eine armselige Stufe herabgeglitten. Der „Fachmann“, der das Nachwort schrieb, kennt also nichts von der Blütezeit des Mittelalters!“ Umso besser glaubt er die Jetztzeit zu kennen.

Dass wir in unserem Vaterland in den letzten Jahren um ein großes Stück auf dem Wege der Forschung weitergekommen sind, verdanken wir, wer wusste es eigentlich noch nicht, dem deutschen Astrologen Johannes LANG (S. 332).

Frage: Wer ist nun eigentlich der Neubearbeiter der 4. Auflage, in der das Lehrbuch von LANG aus dem „Aquarius-Verlag“ wiederholt als einziges Lehrbuch genannt wird. Soll dessen Absatz gehoben werden?

 

(Dr. Korsch, Zenit 1935)