Greene, Liz  Saturn, 261 Seiten, Heinrich Hugendubel Verlag, München, 3. Auflage, 1981

 

Ein gut verkauftes, in der astrologischen Szene sehr beliebtes Buch. Es ist handlich, schnell zu lesen, anschaulich und gut verständlich. Der Reiz für den Astrologieinteressierten liegt hauptsächlich in der kochbuchartigen Aufmachung. Für jedes Zeichen bzw. Haus wird die Saturnstellung beschrieben. Jeder Anfänger kann, insofern er seine Saturnstellung im Horoskop sicher weiß, seine Deutungen nachschlagen. Das ist immerhin eine Erläuterung für die Zeichen- und eine für die Häuserstellung. Im schlechtesten Falle sind die beiden identisch, im besten Falle sind doch immerhin einige Seiten lesbares Material. Das empfindet der Leser als sehr persönlich, kann für sich etwas herausziehen und darüber nachdenken. Fast wie bei einer persönlichen Analyse.

Die einzelnen Betrachtungen sind auf jeden Fall anregend und sicher auch für das Verständnis der eigenen Prägungen förderlich. Doch wie sie selber gleich zu Anfang des ersten Kapitel schreibt, „jede Auslegung Saturns in Bezug auf Zeichen, Häuser und Aspekte muss zwangsläufig unvollständig bleiben, da als erstes eine Synthese all dieser Elemente notwendig ist und auch ihre Abstimmung mit Sonne, Mond und AC…“. Die Aussagen wirken plakativ, reduzieren auf einzelne Bereiche des Horoskops, schauen wie mit einer Lupe auf den Saturn, der doch in jedem Horoskop eigentlich ein unterschiedliches Gewicht hat und systemisch in eine individuelle Horoskoplogik eingebunden ist. Außerdem ist es auch nicht ganz einfach, die oft völlig unterschiedlichen Deutungsansätze unter einen Hut zu bekommen, wenn z. B. die Häuserstellung einen ganz anderen Fokus hat als die Zeichenstellung.

Trotzdem ist dieses Buch eine sehr gute Verständnishilfe für die astrologische Denkweise, was den Archetypus des Saturns betrifft und auch die Häuser und Zeichen mit ihren Bezügen. Ist der Astrologieschüler in der Lage diese Art der Kombinatorik für sich eigenständig weiterzuentwickeln und beispielsweise auf andere Planeten zu übertragen, wäre das ein riesiger Vorteil.

Leider ist es eine Illusion zu glauben, dass man durch Lernen, im Sinne von auswendig Lernen und Bücher lesen dies in einer Astroberatung später sinnvoll reproduzieren zu können. Eine fundierte und profunde astrologische Analyse im Sinne der Übersetzung von Symbolen, Zeichen, Häusern, Aspekten und anderen Bezüglichkeiten entspringt einer einwandfreien Anwendung einer Astrogrammatik.

Dieses Buch ist wie viele Bücher als eines einzustufen, das den Anfänger bei seiner Unselbständigkeit belässt, ihn nach mehr Info gieren lässt und das Gefühl entstehen lässt, dass es eben Eingeweihte gibt, die stückchenweise astrologisches Wissen preisgeben und Nichtwissende, die darauf angewiesen sind solche Bücher zu kaufen.

(BB, Juli 2009)

 

Ergänzend zu oben stehender Kritik würde ich gerne den Akzent auf das zuletzt Gesagte verschieben: Eine Horoskopdeutung besteht nicht aus einer Aneinanderreihung von Eigenschaften. So entsteht z.B. ein Computerhoroskop, das man bei Verkäufern, die sich „Astrologen“ nennen, kaufen kann. Und das ist etwas, das die heutige Astrologie trivialisiert, funktionalisiert und auf ein Egoselbsterfahrungsniveau herunterschraubt. Diese Art der Herangehensweise, wie sie Liz Greene vermittelt, trägt dazu bei, Horoskope in ihrer Komplexität völlig zu ignorieren und Menschen in einer Kombinatorik verschiedener Kategorisierungen zu betrachten. Die psychologische Einfühlsamkeit der Beschreibungen täuscht darüber hinweg, dass dieses Buch und überhaupt diese Betrachtungsweise ein Bestandteil dessen ist, dass eine ehemals königliche Wissenschaft zu einem Großteil zu einer Art Psychologiebaukasten für jedermann verkommen ist.

(CB, Juli 2009)